Annerose Kirchner übergibt Unterlagen aus ihrem persönlichen Bestand
Gera-Es ist bereits das dritte Mal, dass die Geraer Schriftstellerin Dinge aus ihrem privaten Bestand dem Geraer Stadtarchiv übergab. Bisher waren es selbst verfasste Bücher sowie Artikel und Texte, die in Sammlungen erschienen sind. Dieses Mal greift Annerose Kirchner auf 22 Ordner aus dem Jahren von 1989 bis 2016 zurück. Diese enthalten Zeitungsausschnitte ihrer Arbeiten für die Ostthüringer Tageszeitungen. Wöchentlich verfasste sie Beiträge und Reportagen auf den Literaturseiten und im Bereich regionaler Kultur. Hier veröffentlichte sie eigene Gedichte und Texte und rezensierte in diesen 17 Jahren über 4000 Bücher aller Genres. „Zu dieser Zeit war ich eine Schnellleserin, habe in kürzester Zeit die Seiten lesen und erfassen können“, erinnert sie sich. Heute liest sie zwar noch gern, jedoch viel weniger und eher als Hobby.
Annerose Kirchner kann auf ein 50-jähriges aktives Schriftstellerleben zurückblicken. Bereits im Alter von 14 Jahren entstanden die ersten Gedichte. Wenig später war das Schreiben ihre Herzensangelegenheit geworden. Nach einem Literaturstudium am Literaturinstitut „Johannes R. Becher“ zog sie nach Gera. Bis Ende der 1980-er Jahre arbeitete Annerose Kirchner am Geraer Theater als Dramaturgiesekretärin, Regieassistentin und Pressereferentin. Schon vor der friedlichen Revolution knüpfte sie Kontakte zur damaligen Tageszeitung „Volkswacht“ und berichtete über Aktuelles aus der Proben- und Theaterarbeit an den Bühnen der Stadt Gera.
Mit der Wende entschied sich Annerose Kirchner, als freischaffende Schriftstellerin zu arbeiten. In dieser Zeit von 1989 bis 2016 entstanden die Beiträge in den Tageszeitungen im Bereich Kultur.
Seit 1994 war sie Mitglied der Geraer Künstlergruppe „schistko jedno“. In den übergebenen Unterlagen befinden sich eine Fotosammlung und Broschüren mit den Veröffentlichungen aus dieser Zeit. Annerose Kirchner war unter anderen zusammen mit den Geraer Künstlern Barbara Toch und Wolfgang Schwarzentrub bis zur Auflösung 2001 in der Künstlergruppe kreativ tätig und betrieb gemeinsam mit den anderen Künstlern die Produzentengalerie KUNST RAUM GERA
Annerose Kirchner ist weit über Gera hinaus als Autorin von literarischen Reportagen beliebt. Eines ihrer bekanntesten Veröffentlichungen ist „Spurlos verschwunden. Dörfer in Thüringen – Opfer des Uranabbaus“. Hier berichtet sie mit Interviews und Sachwissen über sechs verschwundene Dörfer bei Ronneburg.
Während der Übergabe der Dokumente verspricht die Geraer Schriftstellerin der Leiterin der Geraer Stadtarchivs, Christel Gäbler, dass in Kürze eine Bildersammlung und später 15 weitere Ordner folgen. Besonders ihr Briefverkehr mit anderen Künstlern ist ein Schatz, den sie gern noch eine Weile behalten möchte.
Unterdessen werden die übergebenen Zeitungsausschnitte und Texte in säurefreie Kartons verpackt und nach und nach erschlossen, ist von Christel Gäbler zu erfahren. Sie freut sich mit Annerose Kirchner, eine weitere Geraer Künstlerin im Bestand des Stadtarchivs zu führen.
Damit reihe sie sich in den Nachlass bekannter Geraer ein, wie etwa dem Schriftsteller Thomas Hartwig. „Er übergab bereits seinen Briefwechsel mit anderen Künstlern und abgeschlossene Tagebücher“, berichtet Christel Gäbler. „Auch Unterlagen seines Vaters sind im Familienbestand Hartwig archiviert. Thomas Hartwig hat im Jahre 2014 sein Buch „Die Armenierin“ veröffentlicht und wird weitere seiner Tagebücher dem Stadtarchiv übergeben.“