Gera-Am Sonntag, 22. Januar öffnet eine neue Ausstellung in der Orangerie und zeigt eine weitere Auswahl aus der Sammlung Niescher, die die Kunstsammlung Gera seit 2021 für zehn Jahre als Dauerleihgabe beherbergt. Die Sammlung stammt aus dem Nachlass des Chemnitzer Unternehmers Fritz Emil Niescher (1889-1974). „Es handelt sich hierbei um eine großartige Kollektion von ca. 520 Gemälden, Zeichnungen, Aquarellen und Plastiken von etwa dreißig Künstlerinnen und Künstlern“, sagt Kuratorin Claudia Schönjahn, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Orangerieplatz 1. „Nieschers Schwerpunkt liegt dabei auf Dix und Barlach sowie vielen Künstlern der klassischen Moderne, wie etwa Lyonel Feininger, George Grosz, Karl Hofer, Paul Klee oder auch Karl Schmidt-Rottluff.“ Nachdem bereits eine große Anzahl Arbeiten von Ernst Barlach aus diesem Fundus im letzten Jahr gezeigt wurden, so präsentiert die Kunstsammlung Gera unter dem Titel „Perlen der Moderne“ jetzt einen Querschnitt der gesammelten Arbeiten Nieschers.
Zu sehen sind 65 Werke von insgesamt 23 Künstlern. Die Besucherinnen und Besucher werden exemplarische Arbeiten von Emil Nolde, Paul Klee und Karl Schmidt-Rottluff entdecken. Einen maßgeblichen Raum nehmen Werke von Otto Dix ein. Fritz Niescher pflegte vor allem zu Otto Dix eine besonders enge Beziehung. Im August 1933 besuchte Niescher den Künstler in seinem Dresdner Atelier. Aus dieser Begegnung erwuchs eine lebenslange freundschaftliche Bindung und Begeisterung für das Werk des Künstlers. Auch in der schweren Zeit des Nationalsozialismus stand Niescher dem Maler bei. Er erteilte Dix Porträtaufträge, erwarb von ihm Arbeiten und sicherte damit einen nicht unwesentlichen Teil des Lebensunterhaltes der Familie Dix. Zwei Silberstiftzeichnungen von Dix aus dieser Zeit sind in der Ausstellung zu sehen. Ebenso kann man am Eingang der Ausstellung der Familie Niescher auf einem Bild von Otto Dix aus dem Jahre 1936 begegnen.
Neben vielen bekannten Namen finden sich auch Künstler, die dem breiten Publikum weniger vertraut sind: Eine Entdeckung sind die kleinen plastischen Arbeiten von Ludwig Gieß, dem Schöpfer des Bundesadlers (1953) im Plenarsaal des Bonner Bundestags. Aus der Hand von Renee Sintenis stammen hervorragend beobachtete Tierplastiken, die zu ihrem künstlerischen Lebensthema geworden sind. Ebenso spannend sind die kubistischen Zeichnungen Manfred Sielers.
„Die exquisite Kollektion, die Fritz Niescher über die Jahrzehnte zusammentrug, belegt, dass der Sammler stets am Puls der Zeit war und einen ausgesprochenen Blick für Qualität hatte“, erklärt Dr. Claudia Schonjahn. „Niescher stellte eine Sammlung zusammen, die einen exemplarischen Einblick in die Kunst der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts ermöglicht.“
Die Ausstellung wird am 22. Januar eröffnet ist bis zum 19.März im Südflügel der Orangerie zu sehen. (07548 Gera, Orangerieplatz 1)